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Wichtiger Meilenstein für HosPush: Erster Feldtest läuft!

«’Ich kenne da jemanden’. Dieser Satz ist absolut zentral. Und diesen Satz hörten wir unter anderem an einem Anlass der Startup Academy. Und am Ende eines Netzwerkanlasses hatte ich sogar mal keine Visitenkarten mehr. Das Netzwerk ist wirklich Gold wert!»

 

Das sagt Moreno Furler, Gründer des Startups «HosPush». Seit rund zwei Jahren ist HosPush im Begleitprogramm der Startup Academy. Und ohne Netzwerk wäre das Startup heute nicht da, wo es ist. Derzeit läuft der erste Feldtest: Das Softwaresystem «HosPush Basic» wird während den nächsten zwei Jahren in der Ergolz-Klink getestet.

sprachbarrieren und Zeitverlust

Der Startschuss für HosPush fiel gewissermassen mitten an einem Arbeitstag. Moreno Furler arbeitete als diplomierter Pflegefachmann im Spital. Er war gerade im Stationsbüro und schrieb eine Dokumentation, da läutete ein Patient mit der Glocke. Ohne zu wissen, weshalb die Person geklingelt haben könnte, ging Furler zum entsprechenden Zimmer. Geläutet hatte ein fremdsprachiger Patient mit Parkinson und so war es für Furler alles andere als einfach, herauszufinden, was er brauchte. Erst nach ein paar Minuten war klar: der Patient hatte Durst und wollte Wasser. Furler machte sich also auf den Weg, holte eine Flasche Wasser und brachte diese ins Zimmer des Patienten. Während dieser Zeit war die Pflegeassistentin, die das Wasser eigentlich hätte holen können, in ein Gespräch verwickelt.

Weil die Frage des Patienten also nicht direkt zur zuständigen Person gelangte, konnten die Ressourcen nicht optimal genutzt werden. Ganz im Gegensatz: Furler musste seine Dokumentation unterbrechen für eine Arbeit, die er eigentlich nicht hätte erledigen müssen. Auch kommt es häufig vor, dass Patienten wegen Schmerzen klingeln und ein/e Pflegeassistent/in ins Zimmer geht, der/die nicht die entsprechende Kompetenz hat, um zu reagieren. Die Aufgabe der Informationsübermittlung an die zuständige Person kann jedoch ebenfalls HosPush übernehmen, wodurch die wertvollen Ressourcen der Pflegeassistenten effizient genutzt werden können. 

EINE LÖSUNG MUSS HER

Situationen wie diese hatte Furler auch vor diesem Tag schon oft erlebt. Und da ist er nicht der Einzige. Täglich läuten in Spitälern X Patienten und das Pflegepersonal weiss jeweils nicht, weshalb oder wer das Bedürfnis des Patienten am besten und schnellsten stillen könnte. Zudem kommt es jeden Tag zu Situationen, in denen Patienten – sei es aufgrund von Erkrankungen oder Sprachbarrieren – nicht klar ausdrücken können, was sie benötigen. Die Folgen sind Leerläufe, Überstunden, hohe Kosten für Dolmetschereinsätze und Unzufriedenheit sowohl bei Patienten als auch bei Mitarbeitenden.

Zurück im Stationsbüro war für Furler klar, dass er mehr machen muss als bloss seine Dokumentation zu beenden. «An diesem Tag überlegte ich mir: Wie könnten solche Infos direkt zur zuständigen Person kommen? Ich setzte mich hin und schrieb ein zweiseitiges Konzept.» Damit war HosPush geboren: Ein Softwaresystem, das eine Reduktion von Leerläufen und die Triage von Bedürfnissen ermöglicht und Sprachbarrieren reduziert. Dank standardisierten Übersetzungen vor allem im Bereich der Bedürfnisse, kann das Pflegepersonal jeweils schon vorinformiert ins Zimmer von fremdsprachigen Personen gehen. Das Ziel: Personalressourcen richtig nutzen und Mitarbeitende da einsetzen, wo sie gebraucht werden.

DER ERSTE FELDTEST

Seit August 2018 wird nun in der Ergolz-Klinik mit der Software «HosPush Basic» gearbeitet. Bei jedem Bett ist ein Tablet installiert, auf demdie Patienten verschiedene kleine Symbole sehen, etwa eine Wasserflasche, eine Toilette, einen Infusionsbeutel oder auch eine Person, die Schmerzen hat. Die Symbole sind zudem angeschrieben. «Getränke» oder «Infusion» steht beispielsweise da – sofern das System auf Deutsch eingestellt ist. Es kann aber auch Farsi eingestellt werden oder Tigrinya oder eine beliebige andere Sprache. Für Dr. med. Latif Ahmad, Anästhesist in der Ergolz-Klinik, ist dies ein sehr positiver Aspekt von HosPush: „Das System von HosPush ist sehr interessant und erleichtert einige Prozesse im Umgang mit den Patienten. Die Mehrsprachigkeit ist für mich einer der grossen Pluspunkte des Systems.“

Insgesamt acht Sprachen sind derzeit bereits verfügbar und das System kann beliebig erweitert werden. Dafür müssen pro Sprache jeweils nur rund 70 Begriffe übersetzt werden. Und dies nur einmalig. Ganz im Gegensatz zu Dolmetschereinsätzen, bei denen für sehr viel Geld unzählige Male die gleichen Themen besprochen, aber nirgends festgehalten und wieder abrufbar gemacht werden.

UND SO FUNKTIONIERT DAS SYSTEM

Mit HosPush werden die Abläufe also vereinfacht, effizienter, günstiger. Das System kann auf die Bedürfnisse einzelner Spitäler abgestimmt werden. Einerseits beispielsweise durch die verfügbaren Sprachen, andererseits mit den Bildern. Diese zeichnet das Team von HosPush alle selber und kann somit auf individuelle Wünsche und Bedürfnisse von Abteilungen eingehen. Ein Kinderspital benötigt natürlich zum Beispiel andere Bilder als eine Frauenklinik oder eine chirurgische Abteilung. Ausserdem hat man die Möglichkeit, die mittels HosPush gesammelten Daten auszuwerten und dadurch die Arbeitsabläufe auf jeder Station individuell zu optimieren. Erkennt man beispielsweise einen «Peak» bei den Schmerzäusserungen nach Operationen, kann dies eine Verbesserung der intraoperativen Schmerzmittelabgabe herbeiführen. Die Pflegequalität kann also verbessert und die Sicherheit für Patienten und Mitarbeitende erhöht werden.

Unabhängig von Spital und Abteilung ist der Ablauf bei der Arbeit mit «HosPush Basic» jedoch überall gleich. Alle Mitarbeitenden der Pflege erhalten ein iPhone, starten bei Arbeitsbeginn die App von HosPush und geben im Bettenspiegel der App an, für welche Betten sie an diesem Tag zuständig sind. Und schon erhält jeder Mitarbeitende nur jene Mitteilungen, die seine Zuständigkeiten und Patienten betrifft. Klickt ein Patient bei seinem Tablet auf das Infusion-Symbol, wird auf dem Bildschirm der zuständigen Pflegefachperson sofort die Meldung «Infusion, Zimmer 201, Bett 2» angezeigt. Im eingangs beschriebenen Beispiel hätte der Patient auf das Bild mit der Wasserflasche drücken können und schon wäre eine Meldung an die Pflegeassistentin gegangen, welche die Flasche – ohne Umwege und ohne Zeitverlust – direkt dem Patienten hätte bringen können.

WENIGER ZEITVERLUST, WENIGER SPRACHBARRIEREN

Seit rund zwei Monaten läuft nun der Feldversuch in der Ergolz-Klinik und das Feedback zu HosPush – sowohl von Patienten als auch von Mitarbeitenden – ist durchweg positiv. Anfängliche Fragen (bspw. in Bezug auf die Datensicherheit, Einführung in und Bedienung des Systems) konnten schnell geklärt werden. So sagt beispielsweise Frau S. Patientin in der Ergolz-Klinik: „Seit mir das System erklärt wurde, habe ich nur noch HosPush verwendet! Leider hatte ich nach der Operation Schmerzen. Durch das System bin ich schneller zu den Schmerzmitteln gekommen. Mir gefällt zudem, dass die richtige Pflegeperson mit dem Medikament ins Zimmer kommt und bereits vorinformiert ist.“ Und auch vonseiten der Mitarbeitenden gibt es viele positive Rückmeldungen. „Das System ist einfach, schnell erklärt und unkompliziert. Super finde ich den Effekt der Zeitersparnis und der Mehrsprachigkeit,“ sagt etwa eine dipl. Pflegefachfrau HF.

Für HosPush-Gründer Moreno Furler ist der Feldversuch ein grosser Meilenstein. Da er selber als diplomierter Pflegefachmann in der Ergolz-Klinik arbeitet, ist das Ganze für ihn eine Win-Win-Situation. Einerseits kommt sein System nun in einem Spital zum Einsatz, wir getestet und kann auch von potentiellen Interessenten besichtigt werden, und andererseits kann er als Mitarbeiter täglich direkt miterleben, ob alles so läuft wie es sollte (und sofort die notwendigen Schritte einleiten, falls einmal etwas nicht so funktioniert wie gewünscht).

DAS NETZWERK IST DAS A UND O

Von der Idee während der Arbeitsschicht zum Feldversuch in einer Klinik in rund zwei Jahren. Möglich wurde dies – neben der genialen Geschäftsidee – dank den richtigen Kontakten, dank einem starken Netzwerk. «Ich kenne da jemanden.» Das ist der entscheidende Satz, den Furler unter anderem bei der Startup Academy gehört und der sein Startup entscheidend weitergebracht hat. «Ich hätte nie gedacht, dass die Anlässe der Startup Academy so viel bringen. Sie sind genial. Überall hat es Leute, die motiviert sind, etwas zu machen. Man muss niemanden überzeugen, die Leute sind schon überzeugt. Die Energie in den Räumen ist jeweils super.»

Wir gratulieren HosPush zu diesem wichtigen Meilenstein und wünschen weiterhin alles Gute!