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«Das Geschäftsmodell der Startup Academy funktioniert nur mit Mentorinnen und Mentoren»

Sechs Jahre hat Martin Kodde das Mentoring der Startup Academy geprägt. Eingestiegen als Mentor hat er während seiner Vorstandstätigkeit die Begleitung, die Schulung und den Erfahrungsaustausch professionalisiert und ein Ausbildungsprogramm mitentwickelt: vom Kandidaten bis zum Senior Mentor. Vor seiner Rückkehr in die Niederlande blickt er auf seine Zeit bei der Startup Academy zurück.

Im Januar 2015, kurz nach seiner Pensionierung, stellte sich Martin Kodde als Mentor bei der Startup Academy in Basel vor. Nach zwei Aufnahmegesprächen mit Markus Fischer und Erich Bucher erhielt er schnell seine erste Aufgabe als Mentor bei einem Startup, das Expats Second-hand-Möbel zur Verfügung stellte und am Ende wieder zurücknahm. Danach folgten weitere Startup-Mentorings im Life Science- und Consulting-Sektor. Weil er mehr tun wollte, als Startups zu begleiten, übernahm er 2016 die Betreuung der Mentorinnen und Mentoren im Vorstand der Startup Academy. Seine Grundhaltung dabei: «Mentoring gelingt nur, wenn Vertrauen aufgebaut werden kann.»

Am Anfang war einiges improvisiert, erinnerte sich Martin Kodde: Wie man als Mentor ein Gespräch anfing, was man machen sollte und was besser nicht usw. Auch fehlte die gegenseitige Unterstützung der Mentorinnen und Mentoren, weshalb später die Mentoren-Abende eingeführt wurden. Beim Mentoring sei ganz wichtig, dass alle genau wissen, was zu tun und unterlassen sei und wo man bei Fragen Unterstützung erhalte. Neu in den Vorstand der Startup Academy Basel gewählt, kümmerte er sich darum. Martin Kodde: «Es ging darum, zuzuhören und dort anzusetzen, wo man etwas verbessern kann. Das Geschäftsmodell der Startup Academy funktioniert nur mit Mentorinnen und Mentoren.»

Vom Techniker zum Syngenta «Head of value chain»

Bis zu seiner Pensionierung 2015 war Martin Kodde «Head of value chain» bei Syngenta, zuständig für Europa und Afrika. Es war seine Aufgabe gewesen, dass hinsichtlich Wertschöpfung alles stimmte und aufeinander abgestimmt war: Reife der Früchte, Dünger, Logistik, Qualitätssicherung, Zertifizierung usw. Er organisierte alle Elemente über alle Stufen so, dass die Bauern in der Lage waren, die richtige Qualität zu liefern, die auch zertifizierbar war. Dazu Martin Kodde: «Es war eine Herausforderung, Vertrauen aufzubauen, weil einer Chemiefirma mit Skepsis begegnet wird. Es waren Gespräche mit vielen Abnehmern notwendig, und viele Länderprojekte mussten vor Ort besucht werden.»

Gestartet hatte er seine berufliche Karriere im technischen Bereich in seiner Heimat Niederlande. Später war er sieben Jahre in Brüssel als Agraringenieur in der Forschung tätig, ehe er Geschäftsführer von Sandoz in Belgien und später «Head of Marketing» für Novartis in den Benelux-Ländern wurde. Sukzessive entwickelte er sich von der Technik, Richtung Marketing, Verkauf und schliesslich Wertschöpfung. In die Schweiz kam er erstmals 1999 durch die Fusion von Sandoz und Ciba, definitiv dann 2004, u.a. nach drei Jahren für Syngenta in England.

«Fachwissen, Motivation und Persönlichkeit sind am wichtigsten»

120 Gespräche hatte Martin Kodde im Verlaufe der letzten sechs Jahre für die Startup Academy geführt und 90 Mentorinnen und Mentoren in ihre gemeinnützigen Tätigkeiten eingeführt. Aus welchem Antrieb? Martin Kodde: «Highlights sind die Startups. Ich bin immer wieder begeistert von den Leuten – von ihrer Energie, ihrem Willen und ihren Träumen.» Wichtig sei aber auch, sich mental auf die Startups zu fokussieren, die funktionieren, und einen Strich zu ziehen, wenn eine Geschäftsidee nicht funktioniere.

Zur Gesamtinitiative hat er klare Vorstellungen: Die Startup Academy sei ein Brand, weswegen die Abläufe an allen Standorten gleich sein müssten. Martin Kodde: «Das Konzept darf nicht verwässert werden, das kann man sich nicht leisten. Dazu müssen alle wichtigen Daten in einer gemeinsamen Plattform vorhanden sein. Nur auf dieser Basis kann das Matching zwischen neuen Startups und den inzwischen 250 Mentorinnen und Mentoren funktionieren.»

Alle Elemente des Mentorings kannte Martin Kodde bereits aus seinen beruflichen Tätigkeiten: Vertrauen aufbauen, Menschen richtig einschätzen und die Machbarkeit von Geschäftsmodellen erkennen. In den Onboarding-Gesprächen mit neuen Mentorinnen und Mentoren würde er sich speziell darauf achten: «Alle, die zu uns kommen, haben Fachwissen. Die Frage ist, ob sie auch die Persönlichkeit haben, um Vertrauen aufzubauen?» Nach jedem Erstgespräch folgte in Basel ein zweites mit Geschäftsführer Markus Fischer, zumal zwei Beurteilungen besser seien. In der Einschätzung der Personen seien sie sich fast immer einig gewesen, auch dann, wenn er stärker gefühlsmässig entschieden habe.

Die Leute kämen zur Startup Academy, weil sie ihr Fachwissen weiterbringen wollten und neugierig sind. Einige auch, um später selber etwas Eigenes aufzubauen. Was ist für ihn entscheidend? Dazu Martin Kodde: «Fachwissen, Motivation und Persönlichkeit sind am wichtigsten, um die Startups unterstützen und motivieren zu können.».

«Vielleicht werde ich mich auch in den Niederlanden mit Startups beschäftigen»

Die fünf Jahre im Vorstand der Startup Academy Basel gefielen ihm sehr gut: «Die Leute im Vorstand sind offen für neue Ideen, was ungewöhnlich ist. Neue Ideen werden seriös angeschaut und umgesetzt, wenn sie überzeugen. Das hat uns vorwärtsgebracht.» Deswegen sei es aber auch wichtig, dass neue Leute nachkommen, sonst würde alles statisch. Mit Kurt Kambler, der seine Rolle im Vorstand der Startup Academy Basel übernimmt, kämen auch neue Ideen.

Stolz ist Martin Kodde, dass im Mentoring-Bereich alles gut strukturiert sei und nur wenig verändert werden müsse. Offen sei etwa die Frage, ob es ein Zertifikat brauche, mit dem die Mentorinnen und Mentoren ihre zusätzlich erworbenen Leistungen ausweisen können. Mentorinnen und Mentoren für ihre gemeinnützige Arbeit zu bezahlen, lehnt er klar ab, weil sonst Leute angelockt würden, die man bei der Startup Academy nicht haben möchte. Klar sei aber, dass es zur bisherigen Begleitung ein «Begleitprogramm 2.0» geben müsse – für die Jahre danach, wenn aus Startups KMU werden. Er kennt auch die Situation in Holland, wo das Mentoring einzelner Startups durch ein Team erfolgt – ein Ansatz, den er sich gut für das Startup Academy Begleitprogramm 2.0 vorstellen könnte.

Im Januar 2022 wird Martin Kodde nach Holland zurückkehren, dann sei nach acht berufsbedingten Wohnortwechseln Schluss damit. Mit anfangs 70 sei die Zeit günstig, nochmals neu zu beginnen, mit 80 wäre es viel schwieriger, nochmals einen neuen Freundeskreis aufzubauen. Abschliessend Martin Kodde: «Ich habe in der Startup Academy viel gelernt. Vielleicht werde ich mich auch in Holland mit Startups beschäftigen und mich dort einbringen.» Ganz wird also der Kontakt zu Startups und zur Startup Academy nicht abreissen und wer weiss, vielleicht wird es einmal eine Startup Academy Holland geben…