
Upcycling für die Zukunft: upVolt gibt Batterien ein zweites Leben
Vom Reiseprojekt zum nachhaltigen Unternehmen

Die Idee für upVolt entstand aus einem ganz anderen Vorhaben: Lukas Oppler und Lysander Parodi, die sich bereits aus ihrer Schulzeit in Basel kennen, planten nach ihrem Design- und Wirtschaftsstudium eine Reise durch Afrika. «Wir wollten uns dafür eine kleine Werkstatt zusammenstellen, die ohne Stromanschluss funktioniert», erinnert sich Lukas. Auf der Suche nach einem kostengünstigen Stromspeicher entdeckten sie, dass viele entsorgte Batterien noch zu rund 70 Prozent funktionsfähig waren. Angesichts dieser Erkenntnis beschlossen sie, ihre Reise vorerst auf Eis zu legen und stattdessen ein Businessprojekt zu starten, um diesen Batterien ein zweites Leben zu ermöglichen.
Unterstützt wurden sie von Elektrotechniker Laurens Mackay, der von Beginn an sein technisches Wissen einbrachte. Nach einer intensiven Entwicklungsphase gründeten sie 2020 gemeinsam die GmbH upVolt. Dank der Räumlichkeiten im Smart City Lab konnten sie sofort durchstarten, umfangreiches Material sammeln, sortieren und schon bald erste Lösungen anbieten. «Wir haben sehr einfach angefangen, nur mit dem Raum und der Idee und sind sehr schnell gewachsen, da wir im Service-Bereich rasch Kunden finden konnten.» erzählt Lukas. Bereits im ersten Jahr gewannen sie zwei grosse Abnehmer für das Upcycling von E-Bikes: Pick-e-Bike, für die sie ausgediente Akkus zu Powerbanks aufbereiten, sowie VEO-Bikes, die ihrer Kundschaft die Möglichkeit bieten, Akkus bei upVolt reparieren zu lassen, anstatt sie zu entsorgen.
Parallel dazu entwickelte das Startup in Zusammenarbeit mit der Kantonspolizei Basel-Stadt die erste E-Bike-Ladestation. Ein Jahr später folgte der erste Solarspeicher aus alten E-Scooter-Batterien.
Mit diesen Lösungen möchte das Unternehmen sicherstellen, dass alle Materialien so lange wie möglich im Kreislauf bleiben, indem ausgetauschte Zellen für Second-Life-Speicher aufbereitet und die Wiederverwendung aller verfügbaren Materialien maximiert wird.
Organisches Wachstum und Fokus auf das Wesentliche

Heute zählt das upVolt-Team acht Mitarbeitende. Die Teamkultur orientiert sich an der Natur: organisch wachsen, Transformationsprozesse begrüssen und selbstorganisiert arbeiten. Lukas hält es für sinnvoll, dass Gründer in einem Startup zu Beginn flexibel und ohne strikt festgelegte Rollen zusammenarbeiten, da sich individuelle Stärken oft erst mit der Zeit herauskristallisieren. Sobald klar wird, wer welche Aufgaben am besten bewältigt, können eindeutige Verantwortlichkeiten definiert werden.
Mit der wachsenden Struktur des Unternehmens wurde auch die Steuerung des eigenen Engagements zu einer wichtigen Lernkurve für die Gründer. «Wenn man für etwas begeistert ist, stellt sich die Frage: Wo und wie setzt man seine Energie am sinnvollsten ein? Anfangs besteht die Gefahr, sich in allem zu engagieren und dabei die eigenen Grenzen zu überschreiten. Deshalb ist es entscheidend, als Gründer frühzeitig den Fokus auf das Wesentliche zu setzen und Prioritäten zu definieren.» erklärt Lukas.
Er erinnert sich, dass er anfänglich bis zur Erschöpfung arbeitete und dabei sein Privatleben vernachlässigte. «Als Gründer fühlt man sich oft für alles und alle verantwortlich. Dies ist ein grosser Druck.» Inzwischen hat er gelernt, seine Arbeitszeit zu tracken, sie auf durchschnittlich acht Stunden pro Tag zu begrenzen und bewusst Zeit für Familie und andere Aktivitäten einzuplanen.
Ein fragmentierter und herausfordernder Markt
upVolt agiert in einem noch sehr jungen und fragmentierten Markt. Zwar gibt es viele Hersteller von Materialien und Produkten im Akkumarkt, aber nur wenige Unternehmen, die Batterien aufbereiten. «Upcycling-Unternehmen wie unseres könnten deutlich einfacher und effizienter arbeiten, wenn alle Hersteller den Kreislauf aktiv unterstützen würden. Leider ist das noch nicht der Fall, und es wird voraussichtlich noch einige Jahre dauern, bis sich dies ändert», erklärt Lukas. Das meiste Material, das bei upVolt verwendet wird, stammt aus der Schweiz, obwohl auch schon Gebrauchtwaren aus benachbarten Ländern bezogen wurden.
Da aufbereitete Batterien vom Markt bislang nicht unterstützt werden und Hersteller keine Ersatzteile anbieten, müssen die Materialien zunächst eigenständig gesammelt und sortiert werden, bevor eine Second-Life-Lösung angeboten werden kann. Eine der grössten Herausforderungen bisher bestand deshalb darin, die richtigen Batterien und Systeme zu identifizieren, die sowohl nachhaltiges als auch wirtschaftliches Potenzial bieten, um effizient wieder in den Kreislauf integriert zu werden. Lukas hat gelernt, dass es Erfahrung und viel Wissen über das Material braucht, um nicht unnötig Zeit in Projekte zu investieren, die aufgrund von Materialmangel schwer umsetzbar sind. «Zu Beginn haben wir alles ausprobiert, aber mittlerweile wissen wir, was nicht funktioniert.»
Blick in die Zukunft
Die nächsten Jahre versprechen einen starken Zufluss an wiederverwendbaren Batterien, da die ersten Generationen von Elektrofahrzeugen nach und nach ausgetauscht werden. Gleichzeitig wird es entscheidend sein, nachhaltige Upcycling-Modelle wirtschaftlich tragfähig zu machen. «Asiatische Hersteller überfluten den Markt mit Batterien zu Spotpreisen. Dennoch sehen wir einen klaren Trend zu nachhaltigen Lösungen. Der Knackpunkt ist, aufbereitete Produkte zu einem konkurrenzfähigen Preis anzubieten – mit klarem Fokus auf Nachhaltigkeit und langfristige Ziele.» betont Lukas.
Um dies zu erreichen, setzt upVolt verstärkt auf Kooperationen mit Herstellern. Das Jungunternehmen strebt an, gemeinsam ein System aufzubauen, das eine effiziente und ressourcenschonende Kreislaufrückführung von Batterien ermöglicht.
Nach dem starken Wachstum im Servicebereich steht nun die Skalierung der Speicherlösungen im Fokus. Besonders gefragt sind Speichermöglichkeiten für Privatpersonen mit Solaranlagen – ein Bereich, in dem upVolt bereits vielversprechende Entwicklungen vorangetrieben hat, die es nun zu vermarkten gilt.
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Am 22. April 2025 könnt ihr das Team von upVolt am Netzwerkanlass “Startups 2037” der Startup Academy Basel kennenlernen. Für den Netzwerknlass anmelden.
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